Bericht vom

Autor: Dagmar Binder

Reise: Pilotreise zentrale Mongolei

"ein wilde mischung! westliche werbeplakate springen einen an und könnten von nichts weiter entfernt sein als vom realen leben der nomaden, das direkt vor den toren der stadt beginnt."

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die mongolei war für mich gewaltig beeindruckend, und man weiß gar nicht, was man zuerst erzählen soll!

ein riesiges, karges, weites und für uns mitteleuropäer enorm leeres land! - entspannend, befreiend, etwas zum gaaanz tief luft holen! zudem weitaus abwechslungsreicher, als ich erwartet hatte (und dabei haben wir nur ein bruchteil  davon gesehen!!!)

es gibt außer steppe schöne flüsse, seen, wasserfälle, felsen, wälder, sanddünen, vulkane und selbst die endlosen täler sind hinter jeder kurve wieder anders.

ein land der großen kontraste:

kurze, betörende sommer (die auch die einheimischen sichtlich genießen!) und grimmig lange, harte winter (die wir wahrscheinlich lieber nicht durchstehn wollen)...  im sommer zumindest: nach kräutern duftende wiesen, riesige blaue himmel mit dramatischen wolken, schnelle wetterwechsel, viiiiel wind und nachts eine gewaltige große halbkugel voller sterne.

ein enormer gegensatz auch zwischen moderne und archaischem nomadenleben.

ulan bator ist zwar eine (mäßig) große stadt, aber an einige hauptstraßen und neubaugebiete im russischen stil schließen sich 3 ecken weiter bereits holzhäuschen- und ger-bezirke an wie in jedem der seltenen dörfer.

alles, was halbwegs ein ort sein will, ist sibirisch karg: kleine farbige holzhäuser oder jurten in einem von schützenden bretterzäunen gesäumten hof.

in der hauptstadt wird viel gebaut, privilegierte wohnviertel schiessen aus dem boden. es gibt ein modernes großes kaufhaus (mit guter camping- und outdoor-abteilung, deutlich günstiger als in europa, aber evtl. auch markenkopien, die qualitativ nicht unbedingt halten, was sie versprechen), diverse einfache oder

gehobene lokale mit einheimischer wie internationaler küche,  boutiquen, bars und schicke discos, verkehrsstaus… - andererseits ist man durchaus auch noch zu pferd unterwegs, in der jurte neben dem neubaublock wird kumis verkauft und hier und dort grasen die viecher.

ein wilde mischung! westliche werbeplakate springen einen an und könnten von nichts weiter entfernt sein als vom realen leben der nomaden, das direkt vor den toren der stadt beginnt. unendlichkeit, gesprenkelt von den zelten ihrer bewohner, die fast noch immer so leben wie vor hunderten von jahren (abgesehen von gelegentlichen satellitenschüsseln, solarkollektoren, windrädern und jeeps, die erst sehr kurze zeit zum besitz mancher steppenfamilie gehören) es wirkt sehr sympathisch, daß kaum etwas fest auf seinem platz verankert ist: ein volk, dessen herz noch immer an dem ungebundenen, für diese klimatischen bedingungen erprobten und sinnvollen beweglichen, wenn auch nicht einfachen leben in der natur hängt! (hin und wieder gibt es natürlich (form&farben) prächtige tempel zu sehen, aber relative wenige haben die zeit und die zerstörungen der kommunistischen ära überlebt.)

das land ist geprägt von großen tierherden, die unablässig umherziehen oder mitten auf straßen herumliegen & und nicht im traum daran denken, fahrzeugen auszuweichen. tage wie nächte sind erfüllt von ihrem schnauben, wiehern,

trappeln, grummeln, schmatzen, bellen, grunzen, pfeifen und scharren. die steppe gehört den tieren (und ihren hirten)!

die gefürchteten hunde haben wir eher freundlich erlebt: als neuankömmling muß man natürlich abstand halten, bis die bewohner sie zurückpfeifen, gehört man aber erst einmal (und sei es nur als gast) zum inhalt der jurten, hat man schnell ein paar vierbeinige freunde mehr gewonnen. oder sind sie nur korrupt?! bestechung in form von naturalien nehmen sie nämlich gerne an. beim camping in größerem abstand zu nomadencamps hat uns nie ein hund bedroht, stattdessen hatten wir immer in windeseile ein paar, die sich bei uns zum essen einluden und im gegenzug nachts begannen, unser camp zu verteidigen.

wirklich leer ist das land auch nicht, eher scheinen die wenigen einwohner statistisch gleichmäßig verteilt: 2 pro km².

in mehr oder weniger großem abstand waren immer jurten zu sehn, also jederzeit jemand erreichbar, der in notfällen hilft, dich aufnimmt und versorgt.

die leute sind unglaublich freundlich, bescheiden und hilfsbereit - das gehört einfach zu den überlebensgesetzen in der steppe. man fühlt sich nie verlassen - und hilfe braucht man immer irgendwann und einen geübten, nervenstarken und im bestfall so frohsinnigen fahrer wie ultsi, der auch ein guter mechaniker ist, denn kein auto übersteht diese pisten ohne pannen. es existieren kaum asphaltstraßen, und diese sind meist vom zahn der zeit dermaßen angenagt, dass sich bereits verschiedene wilde pisten daneben gebildet haben. der rest ist ein unerfindliches netz aus sandwegen, fahrspuren und waldwegen, die ohne jegliche beschilderung in alle himmelsrichtungen führen, durch flüsse, sümpfe, schlamm, felsen... alles, was das herz eines gelände-fahrers sich nur vorstellen kann! ohne ortskundigen führer lässt sich kaum herausfinden, welches der richtige weg ist bzw. man findet zwar vorwärts, aber nie wieder zurück...

eine camping-reise dieser art bietet natürlich nicht die bequemlichkeiten eines hotel-aufenthalts, zu gast bei nomaden auch nicht das mass an privatsphäre, das man in europa gewohnt ist (da wird durchaus auch in „deinem schlafzimmer“ gekocht). oft gibt es nur den nahen, eisklaren fluß zum duschen…

an fast jedem platz hätten wir gern mehr zeit verbracht, um mehr von der atmosphäre aufnehmen zu können. nur nimmt bei einer rundreise auch eine kleine entfernung recht viel fahrzeit in anspruch und man kommt nicht umhin, doch wieder früh aufzubrechen. zu früh, und doch wartet schon wieder so viel neues auf dem weg!

wir hatten jedenfalls furchtbar nette, kunstvolle fahrer/dolmetscher+köchin, die uns rührend umsorgt und uns viele tolle erlebnisse und schauplätze beschert haben - und nicht zuletzt dank thomas, baska und seiner familie unvergessliche eindrücke und eine wirklich schöne reise – sicher und flexibel (z.b. bei witterungsbedingten situationen), viel einblick in den lokalen alltag und kultur und immer warmherzige, freundliche gastgeber.

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